Lange war das Studentenvisum (ED-Visa) das Mittel der Wahl für alle, die sich länger in Thailand aufhalten wollen. Damit ist jetzt Schluss. Das ED-Visa ist für mich sogar noch viel später zu einer bösen Falle geworden. Was ist hier geschehen?
Das ED-Visa war vor allem bei digitalen Nomaden beliebt. Kein Wunder. Für alle anderen Langzeit-Visa musst Du entweder mindestens 50 Jahre alt sein oder mit einer Thailänderin verheiratet sein. Außerdem musst Du finanzielle Mittel nachweisen können. So ist es wenig überraschend, dass sich um das ED-Visum eine ganze Industrie von „Sprachschulen“ gebildet hat, die Thai-Sprachkurse an Ausländer verkaufen. Das Ziel ist es als Student ein ED-Visum zu bekommen. Dieses Studentenvisum bot eine Menge Vorteile. Es konnte nämlich bis zu einem Jahr verlängert werden und bot damit eine recht einfache Möglichkeit, sich längere Zeit in Thailand aufzuhalten.
Hier findest Du Einzelheiten dazu, wie die Vergabe des ED-Visums bisher funktioniert hat.
Korruption ist in Thailand weit verbreitet, und so ist es kein Wunder, dass sich in der thailändischen Immigrationsbehörde und in den Botschaften willige Helfer fanden, die beide Augen ganz fest zugedrückt haben. Gemeinsam mit den „Sprachschulen“ wurde dort ein schwunghafter Handel mit ED-Visa betrieben. Die wenigstens Inhaber so eines Visums haben wohl jemals eine Sprachschule von innen gesehen. Und kaum einer der angeblichen Sprachstudenten hat nennenswert thailändisch gelernt.
Thailand verändert sich: Die Regeln für die Visumvergabe werden härter.
Seit das Militär im Jahr 2014 die Macht ergriffen hat, hat sich für Ausländer in Thailand viel geändert. Die Überwachung der im Land lebenden Ausländer wird jetzt wesentlich genauer genommen. Vor 5 Jahren konnte man noch problemlos ohne Visum alle 4 Wochen einen Grenzübertritt machen und sich auf diese Weise fast unbeschränkt im Land aufhalten. Dem wurde schon 2014 ein Ende gemacht. Seitdem wurden die Schrauben auch sonst angezogen.
Auch das Studentenvisa, das ED-Visa, geriet in den Blick der Behörden.
Inzwischen wird dabei ganz genau hingesehen. Es mag möglich sein, über diverse Sprachschulen und über die thailändische Botschaft in Laos oder Penang weiterhin ein ED-Visa zu bekommen. Dieser Teil der Struktur scheint noch nicht zerschlagen worden zu sein. Du musst aber damit rechnen, bei der Einreise mit dem ED-Visa Probleme zu bekommen. Du kannst Dir auch nicht sicher sein, ob die zwei oder dreimonatlich anfallende Verlängerung des ED-Visums noch ohne Probleme abläuft.
Die derzeitige thailändische Regierung versucht ernsthaft, Gesetze durchzusetzen und Korruption zu bekämpfen. Wer Thailand kennt, weiß, dass das eine fast aussichtslose Aufgabe ist, für Ausländer ist der neue Kurs aber deutlich spürbar. (Auch sonst ändert sich einiges, so scheint sich zumindest in den Städten ganz langsam auch die Helmpflicht für Motorradfahrer durchzusetzen).
Wie ein altes ED-Visa mich beinahe in den thailändischen Abschiebe-Knast gebracht hat.
Das ED-Visa im Pass kann sich auch nachträglich bei späteren Einreisen noch zu einem Problem entwickeln. Ich kann daher nur dringend davon abraten, diese Möglichkeit noch zu nutzen. Es häufen sich Fälle, wo am Flughafen auch zu alten, lange zurückliegenden ED-Visa im Pass plötzlich eine Menge Fragen gestellt wurden. Wenn man bedenkt, dass ein Reisepass 10 Jahre gültig und in der Anschaffung außerhalb Deutschlands recht teuer ist, sollte man sich gut überlegen, ob man sich den Pass mit so einem Visum ruiniert.

Ich musste jedenfalls beim Versuch, auf dem Luftweg zum zweiten Mal für 30 Tage ohne Visa einzureisen auf einmal eine hochnotpeinliche Befragung über mich ergehen lassen.
Es wurden eine Menge Fragen zu meinen über ein Jahr zurückliegenden ED-Visum gestellt. Was ich da studiert habe, wie genau die Adresse und der Name der Sprachschule war. Ob ich nicht mal ein bisschen was auf Thai erzählen kann. Und mein Hinweis, dass es sich um einen Englischkurs gehandelt hat, hat wenig Eindruck gemacht und die Stimmung auch nicht irgendwie verbessert. Es kamen dann andere Dinge zur Sprache, wie das Rückreiseticket, mitgeführtes Bargeld in ausreichender Höhe usw.
Meine Freundin hat die Situation gerettet – Mir fiel ein Stein vom Herzen.
Ich sag mich bereits in einem thailändischen Abschiebegefängnis und habe dann aus reiner Verzweiflung meine Freundin Jibjoyce angerufen, die glücklicherweise auf der anderen Seite des Flughafens auf mich wartete. Der Einreisebeamte lies sich dazu bewegen mit ihr am Telefon zu sprechen. Sie hat ihn dann irgendwie dazu überredet die Sache auf sich beruhen zu lassen.
Der Beamte hat ihr gegenüber erwähnt, dass die Regierung dem Missbrauch der ED-Visa ein für allemal einen Riegel vorschieben will, und dass künftig Leute mit so einem Visum im Pass genau unter die Lupe genommen werden.
Eine völlig neue Erfahrung für mich, denn in der Vergangenheit hatte sich noch nie ein Beamter bei der Einreise dafür interessiert. Und das sind mittlerweile über 5 Jahre. Nun ist mein Reisepass ohnehin so gut wie voll und muss ersetzt werden. Der Weg über ein ED-Visum kommt für mich aber nicht mehr in Betracht.
Ich hatte mehr Glück als Verstand.
Die Situation am Flughafen ließ sich glücklicherweise telefonisch dank der schier unglaublichen Überredungskünste meiner Thai-Freundin klären – ansonsten wäre das definitiv sehr unangenehm geworden.
Übrigens kann so ein Visum problemlos von der Immigration widerrufen werden, wenn sich herausstellt, dass du in Wirklichkeit an gar keinem Sprachkurs teilgenommen hast. Was für Dich dann den umgehenden Rauswurf aus Thailand und eventuell weitere Probleme bedeutet. (Einreiseverbot etc.)
Besonders misstrauisch ist die Immigration wohl bei älteren Studenten und solchen, die bereits das zweite ED-Visum im Pass haben. Auf jeden Fall solltest Du wissen, wo sich Deine Sprachschule befindet und Du solltest nach längerem angeblichen Studium auch tatsächlich thailändische Sprachkenntnisse vorweisen können.
Es lohnt sich übrigens, tatsächlich Thailändisch zu lernen. Ich werde die Sache ernsthaft in Angriff nehmen, denn ich möchte mich mittelfristig auch mit Menschen unterhalten können, die kein Englisch sprechen. Thailändisch zu sprechen, hat enorme Vorteile,. wenn Du nicht nur als Tourist im Land leben möchtest.
Welche Herausforderungen es beim Thailändisch lernen gibt und wie Du diese am effektivsten bewältigst, darüber werde ich noch in einem gesonderten Artikel schreiben.
Die aktuellen Einreiseregeln für Thailand findest Du auf der Webseite der thailändischen Botschaft. Derzeit – im Juli 2020 – ist leider für Touristen oder Studenten gar keine Einreise nach Thailand mehr möglich.
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